DRK wirbt um Fördermitglieder

Seit Anfang Juli sind einige Werber für uns im Kreis unterwegs. Die jungen Leute werben unter anderem in Backnang, Fellbach und Alfdorf neue Fördermitglieder für das DRK und die Ortsvereine im Kreis. Dafür klingeln sie auch an Haustüren. Die wenigsten Angetroffenen sind begeistert, wenn fremde Menschen vor der Tür stehen. Einige wenige Menschen beschweren sich. Warum wirbt das DRK an der Haustür?

Die Ortsvereine leben vom ehrenamtlichen Engagement und von Spenden, die sie in Ausrüstung, Ausbildung und Fahrzeuge eben für jene ehrenamtlichen Helfer investieren, die im Notfall bereitstehen, um schnell und unbürokratisch Hilfe zu leisten. Im Notfall unterstützen sie Feuerwehr, Polizei und den regulären Rettungsdienst. Auch die Jugendarbeit vor Ort wird unterstützt, um schon den Jüngsten beizubringen, wie sie Hilfe leisten und rufen können. Ohne dieses Ehrenamt müssten viele Aufgaben hauptamtlich erfüllt werden, um das gewohnte Maß an Sicherheit aufrechterhalten zu können. Das wäre ziemlich teuer.

Genau darum sind derzeit Werber unterwegs, um das Ehrenamt im Kreis und vor Ort dauerhaft auf ein solides finanzielles Fundament stellen zu können. Denn Fördermitglieder zahlen einmalig jährlich einen Betrag ans DRK. Wir haben die jungen Leute bei Ihrer Werbetour getroffen und ihnen über die Schultern geschaut.

Thomas Lechner ist Teamchef der Werber. Der junge Österreicher hat wohl bereits auf mehr als 10.000 Klingeln gedrückt, vermutet er. Er weiß, welchen Ton er treffen muss und wie er die Botschaft, das DRK sucht Menschen, die es aus Überzeugung unterstützen wollen, an den Mann und die Frau bringen kann. Er weiß, dass er dafür nur wenige Sekunden hat und seine 2,3 Sätze werbewirksam, eindeutig und zugleich einladend und ehrlich klingen. Er sucht den Blickkontakt, spricht über die Helfer vor Ort, die ehrenamtlich noch vor dem Rettungsdienst eintreffen und Leben retten „und vor diesem Hintergrund helfen Sie uns bestimmt auch“, beendet er bei einer Frau seinen Einleitungssatz. Doch die winkt ab. Ihr Mann sei nicht zu Hause, der regle finanzielle Angelegenheiten. Thomas erkennt, wann er aufgeben kann.

Das Angebot, über das DRK zu sprechen, lehnt ein anderer Mann anfangs distanziert ab. „Wir reden heute nicht über DRK“. Thomas versucht es erneut. „Wir reden heute nicht über das DRK“, wiederholt der Mann eiskalt. Das Gespräch ist beendet, verschwinden Sie, sagt sein Blick. Der Mann wirkt fast schon angewidert. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, sagt Thomas. Nun denn. Wenn der Angesprochen sich beim Stadtfest den Fuß verstaucht oder Probleme mit dem Kreislauf hat, hilft das DRK ihm genauso gerne wie den Tausenden von Fördermitgliedern im Kreis.

Nächstes Haus, nächste Klingel. Einmal im Jahr einen Beitrag leisten? „Garantiert nicht“, antwortet ein anderer Herr. Thomas hat ein dickes Fell entwickelt. Dass manche das ehrliche Werben um Spenden als Betteln auffassen, das sei eben Fakt. Er nimmt nichts persönlich, bleibt stets höflich. Hartnäckig kann er hingegen schon sein. Er schätzt das DRK und die vielen Ehrenamtlichen. Den Studenten reizt das Gespräch, der Austausch von Argumenten, das Eingehen auf den Gesprächspartner und im besten Fall das Einwilligen, das Ehrenamt in Zukunft unterstützen zu wollen. Da er bei den Touren auf völlig unterschiedliche Charaktere trifft, ist dies eine überaus spannende Tätigkeit, die Menschenkenntnis abverlangt. Gepaart mit Ehrgeiz.

Nächster Versuch. Die Angesprochene Frau ist bereits Mitglied und das bereits seit D-Mark-Zeiten. Ob sie nicht einen runden Betrag aus den 25,56 Euro machen will, vielleicht einen Euro pro Monat drauflegen, dass am Ende 37 Euro an das Ehrenamt im DRK fließen. „Dürfen wir einen Euro drauflegen?“, fragt er. Ohne Erfolg. Viele loben das DRK, wollen oder können allerdings im Moment nichts spenden. Und gezwungen wird niemand. Überzeugung heißt das Credo.

Darum auch die guten Argumente „Helfer vor Ort“ und „neuer Krankentransportwagen für die Bereitschaft“ in Backnang. Auf die Tränendrüse drückt niemand. An diesem Dienstagmorgen verfangen diese Argumente allerdings nicht. Lediglich eine Frau ist bereit, zehn Euro im Monat zu spenden, also 120 Euro im Jahr. Sie sei beeindruckt von dem, was das DRK leiste. Sie wird über ihre Widerrufsmöglichkeit informiert und erhält weitere Informationen über ihre Mitgliedschaft. Entweder per Post oder per Mail.

Thomas klingelt an weiteren Haustüren. Vormittags sind viele Menschen arbeiten. Ab dem späten Nachmittag habe er größere Erfolgschancen. Duzen oder Siezen? Das entscheide er nach dem persönlichen Eindruck an der Tür. Nicht jeder will geduzt werden, sagt der Österreicher. Er nennt die Vorteile einer Fördermitgliedschaft und die Leistungen des Ehrenamts konkret vor Ort. Und Augenkontakt sei enorm wichtig. Feingefühl sei wichtig. Und wenn ein Nachbar in der Straße gespendet hat, findet das natürlich auch Erwähnung. Nach rund 90 Minuten hat er lediglich eine Frau als dauerhafte Spenderin für das DRK werben können. Die Tagesbilanz sieht am Ende besser aus. Einige wollen für die gute Sache spenden.

Nicht jeder ist für diesen Job gemacht, von Gesicht zu Gesicht auch für eine gute Sache zu werben ist anstrengend. Man trifft auf viele Emotionen, zwischen Ablehnung und Wohlwollen. Doch ohne neue Fördermitglieder müssten die Ortsvereine auf einige Projekte verzichten, die den Menschen vor Ort dienen. Im Ernstfall sind es die Helfer vom DRK, die schnell mitanpacken und helfen, wenn im Ort etwas passiert. Wenn das nächste Mal das DRK klingelt, soll jeder wissen: Keiner muss spenden. Bargeld wird nicht angenommen. Aber mit einer dauerhaften Spende, egal wie hoch, wird den Menschen im Kreis geholfen. Das Geld bleibt vor Ort und stärkt das Ehrenamt.