Wir begleiten Schüler im Unterricht - Ein Angebot, das allen hilft

Keine Bange. Jana Kaltschmid wiederholt nicht die 3. Klasse, obwohl es auf den ersten Blick so scheinen könnte. Die junge Frau sitzt mit rund 20 Kindern im Klassenzimmer. Sie hat ihren Platz neben Yannis (Name geändert). Mal rückt sie etwas von ihm ab, mal wendet sie sich ihm zu und spricht mit ihm. Die 20-Jährige ist Schulbegleiterin beim Roten Kreuz. Sie absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr bei den Mobilen Diensten des DRK Rems-Murr. Sie unterstützt Yannis 20 Stunden pro Woche im Schulalltag. Ein Angebot, das allen hilft.

Yannis neigt dazu, nicht immer dem Unterricht zu folgen. Manchmal träumt er vor sich hin und ist nicht bei der Sache. Der Junge hat eine leichte Form des Autismus. Diese Entwicklungsstörung führte früher innerhalb der Klasse mitunter zu Problemen. Als Jana Kaltschmid die Schulbegleitung übernahm, verbesserte sich die Situation für alle Schüler schnell, schildert Claudia Fischer, Konrektorin der Hohbergschule in Plüderhausen. Jana bringt Struktur in den Schulalltag von Yannis. Seine Hausaufgaben erledigt sie nicht. Die Mitarbeiter des DRK versuchen, die behinderungsbedingten Defizite der ihnen anvertrauten Menschen zu kompensieren und sie zu einem möglichst selbstständigen Handeln zu befähigen. „Wir wollen, dass sie möglichst ohne Probleme genauso am Schulleben teilnehmen können, wie alle ihre Mitschüler“, betont Utz Bergmann, Leiter Sozialarbeit beim DRK Rems-Murr. Schüler mit seelischer, körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung sind auf Unterstützung angewiesen. Das Rote Kreuz im Rems-Murr-Kreis begleitet rund 90 junge Menschen im Schulalltag – unter anderem Yannis.

„Die anderen sind froh, dass ich da bin“

„Ich bin praktisch eine Extra-Aufsicht“, sagt die 20-Jährige und lächelt. Sie strahlt eine enorme Ruhe aus. Mit Ihrer Empathie habe sie schnell eine Beziehung zu Yannis aufgebaut, lobt die Rektorin. Wo es früher aufgrund seiner Entwicklungsstörung zu Problemen kam, sorgt die FSJler für Entspannung, sagt die Rektorin. Wenn sie merkt, dass Yannis nicht bei der Sache ist, wendet sie sich ihm zu, redet leise mit ihm. Dann fokussiert er sich wieder auf seine Arbeit. „Die anderen sind froh, dass ich da bin“, sagt Jana Kaltschmid. Sie hätten schnell gemerkt, dass sie Yannis helfen könne. „Und Yannis hat sich echt gemacht“, sagt sie. Er sei intelligent, brauche aber oft einen Anstoß, Motivation.

Dank ihrer Fürsorge habe sich Yannis mittlerweile fest in die Klassengemeinschaft integriert – was nicht nur an seinen Fähigkeiten als Handballer liege, die in der Pause sehr gefragt seien, so Claudia Fischer. Mehr als 90 Schulbegleitungen bieten die Mobilen Dienste des DRK an. Diese erfolgen in der Regel in Form einer Eins-zu-eins-Betreuung in der jeweiligen Bildungseinrichtung. Der Unterstützungsbedarf richtet sich nach den Bedürfnissen des Kindes oder der/des Jugendlichen. Claudia Fischer schätzt das Angebot der Schulbegleitung sehr.

Die Schulbegleiter unterstützen bei möglichen notwendigen pflegerischen Leistungen und helfen ganz allgemein bei der Orientierung im Schulalltag: Das DRK hilft bei Mahlzeiten, Toilettengängen, beim Ein- und Auskleiden und bei anderen alltäglichen Verrichtungen einerseits. Andererseits helfen die Mitarbeiter bei der Organisation und Bewältigung des Schulablaufes: Sie halten Unterrichtsmaterialien bereit und helfen bei der Kommunikation mit Mitschülern und Lehrern. Außerdem versuchen sie die Konzentration der Schüler zu fördern, Überforderung zu erkennen und Pausen zu ermöglichen – wie Jana Kaltschmid bei Yannis. Dies beinhaltet auch, den Schülern aufzuzeigen, wie sie stressbehaftete Situationen handhaben können. Mitunter übernehmen die Mitarbeiter auch die Fahrt zur und von der Schule.

Jana "kann einfach mit Kindern"

Ronny Growe, Leiter der Mobilen Dienste Remstal des DRK, beschreibt die Arbeit als eine „echt coole Sache, das bringt Spaß, weil die Kinder so viel zurückgeben“. Schulbegleiter könne jeder und jede werden, der oder die eine sinnvolle Aufgabe sucht. „Ziel der inklusiven Schülerbetreuung ist es, einen möglichen Nachteil der beeinträchtigten Schüler auszugleichen“, so Ronny Growe. Reizvoll und anspruchsvoll sei die gemeinsame Bewältigung des Schulalltags und die Herausforderung, sich auf die emotionale Lage des Schülers einzustellen.
Von Frau Kaltschmid könne er „nur Gutes berichten“, sagt auch der Vater von Yannis dankbar. Yannis sei sehr zufrieden. Die Schule ist es auch – und Jana ebenso. Die FSJlerin „kann einfach mit Kindern“, sagt sie. Nach Ablauf ihres FSJ im Sommer will sie Grundschullehrerin werden. Das DRK wird sich bemühen, eine passende Nachfolge für Yannis zu organisieren. Interessierte können sich gerne bei den Mobilen Diensten Backnang, Murrhardt und Remstal melden.

Ohne eine Schulbegleitung könnten viele junge Leute keine Schule besuchen.  Hier engagiert sich der DRK-Kreisverband Rems-Murr e. V. im Rahmen der Schulbegleitung, um diesen jungen Menschen den Alltag zu erleichtern und sie während ihrer Schullaufbahn individuell zu unterstützen.

Beim Team der DRK-Schulbegleiter kommen auch viele FSJler zum Einsatz. Eine Schulbegleitung wird bei beim DRK-Kreisverband in der Regel von ungelernten Personen übernommen. Sie werden bei einem dreitägigen Seminar auf ihre Tätigkeit vorbereitet: Es handelt sich um einen Kompaktkurs, in dem rechtliche, pädagogische, psychologische und pflegerische Inhalte vermittelt werden. Regelmäßig werden Fortbildungen und Reflektionstage angeboten. Vom 17-jährigen FSJler bis zur erfahrenen Oma sind viele Menschen für das DRK im Einsatz.

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