Sie haben das Retter-Gen

Ansprechpartner

Marco Flittner
Leiter Rettungsdienst Tel.:  07151 2002-46
Fax:  07151 98700-29
Mail: rettungsdienstleitung@drk-rems-murr.de

Beim DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. wird der vierte Notfallsanitäter-Jahrgang ausgebildet.

 

Es ist ein Beruf mit Höhen und Tiefen. „Ich habe schon einige Kinder auf die Welt gebracht“, freut sich Steffen Schwendemann vom DRK-Rettungsdienst. Der Aus- und Fortbildungsleiter kennt aber auch die andere Seite, wenn die Lebensretter ein Unfallopfer mit schwersten Brandverletzungen vorfinden. Das geht an die Substanz. Auf diesen Spagat ist Lena Höfer vorbereitet. Sie hat Respekt vor ihrer Ausbildung zur Notfallsanitäterin, die sie vor einigen Wochen beim DRK-Rettungsdienst im Rems-Murr-Kreis gemeinsam mit elf jungen Menschen begonnen hat. Respekt und Vorfreude. „Man weiß morgens nicht, was passiert", erklärt sie das, was sie an diesem Beruf reizt. Notfallsanitäter ist die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Lena Höfer will Menschen, denen es schlecht geht, helfen können. Sie will wissen, was hinter einem Krankheitsbild steckt. Ein Jahr lang absolvierte die 19-Jährige ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Roten Kreuz. Sie half beim Krankentransport mit, ließ sich zur Rettungssanitäterin ausbilden und macht nun den nächsten Schritt. „Notfallsanitäter ist ein ganz praktischer Beruf“, stellt Steffen Schwendemann fest, in dem die jungen Leute früh Verantwortung übernehmen müssen.

 

Eng ist die Verzahnung mit den Praxisanleitern in den Lehrrettungswachen im Kreis. Das DRK im Rems-Murr-Kreis plant, bald Praxisbegleiter einzusetzen, um den jungen Leuten noch schneller und besser Rückmeldung geben zu können. Das ist ungemein wichtig, weiß der Auszubildende Jannik Strobel. Nach einem Einsatz sofort zu erfahren, was sie hätten besser machen könnten, sei ungemein wertvoll. Fahren die Nachwuchsretter in den ersten Monaten als dritte Kraft auf den Wagen mit, ändert sich dies im zweiten Ausbildungsjahr, wenn die Zwischenprüfung erfolgreich abgelegt wurde. Das macht Sinn, findet Steffen Schwendemann: Wer drei Jahre lang nur zugeschaut hat und dann von einem auf den anderen Tag selbst Venenzugänge legen muss, „das wird nicht funktionieren“. Daher ist der Dienst auf den Rettungswagen, der sich jeden Tag unterscheidet auch Hauptbestandteil der Ausbildung – neben viel Theorie auf der DRK-Landesschule, dem Lernen mit computergesteuerten Simulationspuppen, mit denen fast alle Szenarien erprobt werden können sowie einem Klinikpraktikum, bei dem sie alle rettungsdienstlich relevanten Stationen eines Krankenhauses kennenlernen. Es gehe darum, Routine zu entwickeln, „sicher zu werden, ein gutes Gefühl“ zu haben, sagt Schwendemann. „Trotz aller Theorie und der medizin-technischen Hilfsmittel ist Erfahrung in diesem Beruf ganz wichtig“ – auch am Steuer. Eine Blaulichtfahrt macht man nicht in der vierten Ausbildungswoche. Erst Krankenfahrten, dann mal einen Krankentransport und irgendwann kommt dann der Noteinsatz, listet der Ausbildungsleiter auf.

 

Blaulichtfahren? Das müsste einigen jungen Rettern gelegen kommen. „Wir haben alle ein kleines Retter-Gen“, sagt die 20-jährige Anika Klein. „Wir alle brauchen das Adrenalin und jeden Tag Abwechslung“. Jeder Notruf sei anders, „die Abwechslung macht es aus und das schöne Gefühl, dass die Arbeit, die man macht, Menschen hilft.“ Moritz Werner, 17 Jahre alt, freut sich, wenn er bald das erste Mal als dritter Helfer im Rettungswagen mitfahren kann. Azubi Jannik Strobel will zügig Verantwortung wahrnehmen: Sie würden sehr gut ausgebildet, dann wollen sie das Erlernte auch bald anwenden. Vanessa Plappert, 23, schätzt die Zusammenarbeit und den Teamgedanken beim DRK. Und was ist, wenn die jungen Leute bald auch auf die Tiefen ihres Berufs stoßen, Schwerstverletzte am Unfallort vorfinden? „Wenn etwas Prekäres bei der Arbeit passiert ist, dann muss man jemanden haben, um darüber reden zu können“, sagt Jannik Strobel. Das kann im Team passieren, mit den Ausbildungsleitern oder mit professioneller Hilfe, ergänzt Steffen Schwendemann, der dann aber wieder an die schönen Momente denkt, etwa, wenn jemand seine Retter nach einem erfolgreichen Einsatz zum Essen einlädt und seinen Dank ausspricht. Denn trotz aller Hilfsmittel und dem Retter-Gen sind die Azubis keine Maschinen, sondern Menschen, die täglich Leben retten, ihren Job gerne machen – und doch auch mal an ihre Grenzen stoßen.

 

 

„Davon profitieren die Bürger im Kreis“

 

Notfallsanitäter sind eigenverantwortlich für eine hochqualifizierte Patientenversorgung zuständig. Einen Notarzt können sie dennoch jederzeit nachfordern. Auch das Legen von Venenzugängen, das Defibrillieren, das Einführen von Beatmungshilfen, Wiederbelebungsmaßnahmen und das Verabreichen bestimmter Medikamente gehören zu ihren Tätigkeiten. Notfallsanitäter dürfen im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit ärztliche Maßnahmen ausüben, wenn die jeweiligen ärztlichen Verantwortlichen des Rettungsdienstes vor Ort ihr Okay geben. Dies ist beim Roten Kreuz im Rems-Murr-Kreis der Fall. „Davon profitieren die Bürger im Rems-Murr-Kreis“, betont Marco Flittner, DRK-Rettungsdienstleiter.