„Frau Dr. Lilly im Einsatz“ – DRK besucht Kindergarten

„Aufwachen!“ brüllt der Nachwuchs in einem Kindergarten in Backnang. Und plötzlich ertönt ein Röhren. „Wo kommt das Geräusch denn her?“, fragt Heidrun Hellmuth vom DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. die Kinder. „Unter der Decke“, rufen die Kinder und Zeigefinger fuchteln durch die Luft. Und so erscheint Ole, das Rentier. Mit ihm startet ein spielerischer Erste-Hilfe-Kurs für die ganz Kleinen – die ganz schön viel wissen.

Ole kommt nicht allein. Er hat einen Sack dabei. Was da wohl enthalten ist? Die Mutigen tasten mit ihrer Hand. Das Ergebnis ist eindeutig. „Ein Krankenwagen!“, ruft Lia-Zoe. Heidrun Hellmuth und ihre Kollegin Nina Siegle nicken anerkennend. „Wow“, rufen sie. Und nacheinander bringen sie den Kindern bei, was das Rote Kreuz macht und warum Henri Dunant es ins Leben gerufen hat. Justus meldet sich. „Wenn man krank ist, dann ruft man die 1 …. 1“, er zögert. Emil hilft weiter. „112!“, sagt er mit Stolz in der Stimme. „Wir haben ja Profis hier“, freut sich Heidrun Hellmuth. Denn die Themen Retten und Helfen sind den Kindern bereits vertraut. Auf dieses Wissen können die beiden Frauen mit dem Roten Kreuz auf dem Shirt aufbauen. Damit in Zukunft niemand mehr überlegen muss, wie die Nummer lautet und beherzt zum Telefon greift, präsentiert Heidrun Hellmuth eine einfache Formel. Sie streckt einen Daumen nach vorne und ruft „eins!“ Der andere Daumen gesellt sich dazu, „eins“, ruft sie. „Und 1 und 1 ergibt? Zwei!“ Die Kinder imitieren die Juniorhelfer vom DRK. „Diese Nummer werdet ihr nie wieder vergessen“, ist sich die gelernte Erzieherin sicher. Nun präsentiert sie ein großes Hüpfhandy und jedes Kind darf die 112 hüpfen. Und dann knurrt Oles Magen.

Damit beginnt der zweite Teil ihres Kindergartenprogramms, mit dem sie in den vergangenen Jahren schon viele Kinder im Kreis fürs Retten, Helfen und Trösten begeistern und sensibilisieren konnten. Das Rote Kreuz will bereits den ganz Kleinen zeigen, wie auch sie helfen können, dass auch sie sich trauen können, im Ernstfall einen Notruf abzugeben, wenn einem Freund oder der Oma etwas passiert und keine Erwachsenen greifbar sind, erläutern die beiden Expertinnen. Sogar einen Anruf in der Leitstelle simulieren sie mit den Kindern. Kurz zuvor haben sie noch Ole verarztet. Die Kinder sind sichtlich aufgeregt, nehmen den Anruf sehr ernst, nachdem sie das 112-Wählen auf dem Handy simuliert haben. Nicht auf alle Fragen haben sie sofort die Antwort. Lilly macht es allerdings hervorragend. Sie kennt auch die Adresse vom Kindergarten ganz genau. Vorher hatte „Prof. Dr. Lilly“, wie Nina Siegle sie scherzhaft nennt, noch Emils Arm verbunden. Auch dabei gehen die Kinder äußerst akribisch vor. „Kinder helfen gerne“, weiß Nina Siegle. Dass jede jedem hilft, und sei es das Trösten, wenn sich einer den Daumen gequetscht hat, diesen Gedanken wollen die DRKlerinnen bei den Kindern einpflanzen, sagt Nina Siegle. Lia-Zoe weiß, wie man Rentieren und Menschen im Notfall hilft: „Man muss trösten und fragen, was los ist.“ Und wie könnten sie das besser vermitteln als mit einem süßen und etwas schusseligen Rentier. „Wir wollen vermitteln, dass man nicht einfach weggeht, wenn jemandem etwas passiert ist. Sondern dass man etwas unternimmt“, sagen die beiden vom DRK.
Währenddessen geht Oles verflixter Tag weiter. Er erschreckt sich in seinem Stall, den Nina Siegle und Heidrun Hellmuth maßstabsgerecht nachgebaut haben. Lia-Zoe schlägt vor, das arme Stofftier zu streicheln und aufzumuntern. Das hilft. Doch es ist einfach nicht Oles Tag. In der netten Kindergeschichte, die sich die beiden Frauen extra für die Kindergärten im Kreis ausgedacht und für das sie sogar die Kulissen zuhause gebaut haben, verbrennt Ole sich nämlich noch die Nase im Kaminzimmer von Bauer Michelson und stößt sich den Kopf. Wie sie kühlen können, lernen die Kinder so spielerisch. Und sogar ein Pflaster kleben sie dem Rentier aufs Hinterteil. Doch aufgepasst: Sie dürfen nur die klebrigen Enden anfassen, denn sonst könnten sich Wunden entzünden, erklären die beiden Frauen. „Bakterien“, ruft ein Mädchen. Toll, was der Nachwuchs schon weiß. Zur Belohnung erhalten sie noch einen eigenen Arztkoffer. Und schon wieder können die Kinder ausprobieren.

Nun singen sie noch das eigens komponierte „Helferlied“ und wie auf Kommando trällern die Kinder den Refrain, in dem die 112 vorkommt. Passend dazu bewegt Moritz seine Daumen. „Die haben riesige Freude an dem Thema“, freut sich Nina Siegle und da verschwindet Ole wieder unter seiner Decke. Wichtig ist auch eine andere Lektion, die die Kinder spielerisch mit auf den Weg kriegen, denn am besten vermeidet man Unfälle. So sollte man nicht wie Tollpatsch Ole arglos auf einen scheinbar zugefrorenen See tapsen. Und wenn was passiert, dann gilt: Im Notfall immer Hilfe holen. Das haben die Kinder in den gut drei Stunden gelernt. Wenn sich also in Zukunft jemand den Kopf stößt oder gar eine Wunde am Bein blutet, dann weiß der Nachwuchs, wie er helfen kann. Dank Ole. Und den beiden Frauen vom Roten Kreuz.