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Altkleider-Container-Netz des DRK wird ausgedünnt

In den vergangenen Tagen hat die Firma „Gras & Sigloch GmbH & Co. KG“, die im Auftrag des DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. die DRK-Altkleidersammlung im Landkreis durchführt, damit begonnen, viele der rund 150 Altkleider-Container abzubauen. Ursache ist eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Geschäftsbereich der Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung von gebrauchten Textilien und Schuhen. Aus den Einnahmen der Verwertung wurden in der Vergangenheit auch ehrenamtliche Leistungen des DRK finanziert. In den nächsten Tagen werden zahlreiche Container abgebaut. Das Netz wird ausgedünnt. Das DRK bedauert diese Entscheidung, die alternativlos ist. Für die Entscheidung des Verwerters gibt es zahlreiche Gründe.

„Die Altkleidersammlung hat uns über viele Jahre hinweg wichtige Mittel für die gemeinnützige Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes gesichert. Doch die veränderten Marktbedingungen, steigende Kosten und zunehmender Missbrauch unserer Container machen es uns und unserem Partner, die Firma Gras & Sigloch GmbH & Co. KG, nicht länger möglich, diesen Service in der gewohnten Form anzubieten“, erklärt Utz Bergmann, stellvertretender Geschäftsführer. „Wir sehen uns veranlasst, die Städte und Gemeinden sowie die Menschen darüber zu informieren, dass unser Partner, das Containernetz ausdünnen wird“, teilt der DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. Auch ein kompletter Abbau aller im Auftrag des DRK aufgebauten Container für die Altkleider-Sammlung droht.

Seit einigen Jahren steckt die Verwertung von gebrauchten Textilien und Schuhen in einer Krise. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen ein „Weiter so wie bisher“ unmöglich, teilt der DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. mit. Die Sammlung von wiederverwertbarer Kleidung in den Containern kann nicht mehr aufrechterhalten werden.

„Zu oft werden auch Müll oder nicht-textile Gegenstände illegal in den Containern entsorgt“

In den Container lande zu viel Ware in nicht ausreichender Qualität. Viele moderne Textilien bestehen aus minderwertigen Materialien oder Mischgeweben, die schnell verschleißen, beschädigt werden und schwer zu recyceln sind. Günstige synthetische Fasern wie Polyester etc. sind oft gar nicht recyclingfähig. Auch sei es immer wieder zum Missbrauch des Container-Netzes gekommen. „Zu oft werden auch Müll oder nicht-textile Gegenstände illegal in den Containern entsorgt“, informiert das DRK. Verschmutzte oder unbrauchbare Kleidung aus den Containern muss kostenpflichtig entsorgt werden, was die Wirtschaftlichkeit der Sammlung stark beeinträchtigt. Die Folge: Die Sammlungsbetriebe mussten immer mehr Aufwand betreiben. Denn verschmutzte und sonstige nicht recyclingfähige Textilabfälle verursachen höhere Sortier- und Entsorgungskosten. Dies alles führte zu sinkenden Erlösen im Textilrecyclingmarkt, die die finanzielle Grundlage der Altkleidersammlung zunehmend infrage stellten.

Auch der Trend zur Fast-Fashion hat den Markt der Alttextilsammlung stark verändert. Große Mengen an minderwertiger Kleidung überfluten die Altkleidermärkte – auch in Entwicklungsländern. Der osteuropäische Markt ist durch den Krieg in der Ukraine stark beeinträchtigt. So steigt der Anteil von nicht tragbaren Textilien, die entsorgt oder verbrannt werden müssen. Auch die Einführung der Mautgebühren für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen 2024 hat die Kostenstruktur für die Verwerter weiter belastet. 

Bis zur Krise im Geschäftsbereich der Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung von Altkleidern und Schuhen war das System für alle Seiten erfolgreich: Qualitativ hochwertige Textilien landeten in den Containern. Diese wurden durch den Verwerter sorgfältig sortiert und für die Wiederverwendung aufbereitet, um ihnen ein zweites Leben zu ermöglichen. Mit den Einnahmen finanzierte der Kreisverband einen Teil der satzungsgemäßen Aufgaben wie ehrenamtliche Jugendrotkreuz-Arbeit und Wohlfahrts- und Sozialarbeit. 

Das DRK hatte gewarnt

Anfang des Jahres hatte das DRK noch gewarnt: Die Alttextilsammlung dürfe nicht für die Textilabfälle missbraucht werden, sonst drohe das Aus für diese sinnvolle Form der Kleidersammlung. Benutzte Windeln, Haushaltsabfälle und mitunter sogar Farbeimer belasteten ein System, das Ressourcen schon will, hieß es. Verschmutzte und unbrauchbare Textilien, Lumpen, Putzlappen etc. gehörten weiterhin in den Restmüll. Anfang des Jahres hatte eine neue EU-Regelung und mögliche Strafen und Bußgelder für jene, die Textilien vermeintlich unsachgemäß im Restmüll entsorgen, die Lage noch einmal befeuert.

Das DRK bedauert auch, dass der Wegfall der Einnahmen aus diesem wichtigen Bereich durch Spendenmittel kompensiert werden müsste, die an anderer Stelle fehlen werden. Die Politik müsste die Menschen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den verfügbaren Ressourcen sensibilisieren.

Auch die AWRM als zuständiger öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger ist von dem Problem betroffen. So ist der Service der Annahme von Alttextilien aktuell eingeschränkt. Abgabemöglichkeiten gibt es zurzeit nur auf den Entsorgungszentren Backnang und Winnenden sowie den Wertstoffhöfen Backnang, Kernen, Korb, Leutenbach, Murrhardt, Remshalden und Winterbach. Es wird darum gebeten vorrangig die Entsorgungszentren zu nutzen. Aktuelle Informationen zu den Annahmestellen der AWRM gibt es auch auf der Internetseite www.awrm.de.

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