Am Dienstag haben der Rems-Murr-Kreis, der DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. und die AOK-Gesundheitskasse den Spatenstich und damit den Baubeginn für das Jahrhundertprojekt des DRK in Waiblingen gefeiert. Gegenüber der Rundsporthalle entstehen die neue Integrierte Leitstelle als isolierter Bau und nebenan die neue DRK-Rettungswache Waiblingen mit der Kreisgeschäftsstelle. Das Neubauvorhaben ist ein Meilenstein für das DRK und die Rettungsinfrastruktur im Raum Waiblingen. Das Jahrhundertprojekt ist eine bewusste Investition in krisensichere Strukturen für den Bevölkerungsschutz im Rems-Murr-Kreis.
Landrat und DRK-Präsident Dr. Richard Sigel sagte vor rund 150 Gästen: „Wir leisten heute den ersten Spatenstich für ein Großprojekt, das drei Aspekte unter seinem Dach vereint: Eine neue Leitstelle – hier landen zukünftig alle, die 112 wählen. Eine neue Rettungswache des DRK – hier rückt künftig der Rettungswagen und Notarzt aus, direkt an B14 und B 29 gelegen. Und eine neue Geschäftsstelle des DRK-Kreisverbandes – von hier aus wird künftig das DRK im Landkreis zentral gesteuert. Kurz gesagt: Immer dann, wenn es drauf ankommt, steht an dieser Stelle künftig moderne und leistungsfähige Infrastruktur zur Verfügung.“ Für rund 39 Millionen Euro entstehen bis Mitte 2027 die Integrierte Leitstelle und nebenan die Kreisgeschäftsstelle mit der neuen Rettungswache Waiblingen.
Der Kreisverband richte seine Strukturen zielstrebig auf die Zukunft aus, um auf wachsende Herausforderungen bestmöglich reagieren zu können, so Landrat Dr. Sigel weiter. Das Starkregenereignis 2024 und auch der Stromausfall kürzlich in weiten Teilen Spaniens hätten gezeigt, wie wichtig der Bevölkerungsschutz, die Resilienz des Landkreises und eine krisensichere Infrastruktur sind. Dies sei am aktuellen Standort in der Henri-Dunant-Straße, gebaut 1979, nicht möglich gewesen. Dr. Sigel sprach daher von einem „Jahrhundert-Projekt“, das man in den vergangenen Jahren fokussiert vorangebracht habe. Der Neubau setze auf eine energieeffiziente Bauweise und nachhaltige Lösungen, um wirtschaftlich und umweltfreundlich zu arbeiten.
Integrierte Leitstelle als Herzstück des Bevölkerungsschutzes
Die Einsatzzahlen für den Rettungsdienst seien in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen und somit der Bedarf an Personal- und Fahrzeug-Kapazitäten, führte DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler im Hinblick auf den Neubau der Rettungswache Waiblingen aus. In der Fahrzeughalle finden drei Rettungswagen und zwei Notarzteinsatzfahrzeuge Platz. Der Bau biete moderne Räumlichkeiten, die auch gestiegenen Hygieneanforderungen gerecht werden und zusätzliche Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten für die rund 40 Einsatzkräfte vor Ort bieten. Das Regierungspräsidium Stuttgart fördert das Projekt. Der neue Standort hat eine kurze Anbindung an das örtliche und überörtliche Straßennetz.
„Krisenmanagement ist für uns im Rems-Murr-Kreis eine Gemeinschaftsaufgabe“, betonte Landrat Dr. Sigel. „Dafür steht auch dieses Projekt: Schließlich ist die Integrierte Leitstelle im Notfall das Herzstück des Bevölkerungsschutzes. Hier laufen im Notfall über die 112 alle Drähte rund um Rettungsdienst und Feuerwehr zusammen.“ Dabei investieren der Landkreis (zu 45 Prozent) und die Krankenkassen (zu 55 Prozent) in modernste Technik und in eine Optimierung der Arbeitsbedingungen und Abläufe. „Mit der neuen Leitstelle und der Rettungswache wird zukünftig die bestmögliche rettungsdienstliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis gewährleistet“, so Dr. Sigel. Bisher war die Leitstelle sehr beengt und nicht mehr zeitgemäß. In Zukunft stehen insgesamt bis zu elf vollwertige Abfrageplätze sowie Raumpotenziale für Partnerleitstellen zur Verfügung. Der dreigeschossige Bau bietet Räumlichkeiten für die Arbeit des Führungsstabs der Blaulichtorganisationen, der im Krisenfall gemeinsam mit dem Verwaltungsstab des Landkreises arbeitet. So kann in der ILS gemeinsam mit Kräften von Feuerwehr und Katastrophenschutz dank kurzer Kommunikationswege Kompetenz gebündelt werden.
Durch digitale Vernetzungen mit anderen Leitstellen, vor allen mit der Regionalleitstelle Ostwürttemberg mit Sitz in Aalen, werde man im Rems-Murr-Kreis ein wesentlich höheres Maß an Ausfallsicherheit erreichen, erläuterte Dr. Sigel. Zudem bestehe die Möglichkeit einer gegenseitigen Unterstützung bei Großschadens- und Flächenlagen. Auch bei längeren Stromausfällen sei eine uneingeschränkte Einsatzbereitschaft der Integrierten Leitstelle garantiert. Ein Funkturm neben der Leitstelle sei notwendig, um eine unabhängige Kommunikationsinfrastruktur sicherzustellen.
Die neue Kreisgeschäftsstelle:
Sven Knödler schilderte, welche Vorteile die neue Kreisgeschäftsstelle den Beschäftigten und den Menschen bietet. Das neue DRK-Zentrum werde „ein Ort des Miteinanders“. Auf zwei Geschossen werden Verwaltung, Hausnotruf, Soziale Dienste, ambulante Pflege sowie Mobile Dienste Remstal gebündelt. Von modernen Lehrsälen, Schulungsräumen, Aufenthalts- und Besprechungsbereichen sowie einer kleinen Cafeteria profitierten Haupt-, und Ehrenamt sowie die Teilnehmer der Erste-Hilfe-Ausbildung gleichermaßen. Modulare Büro- und Besprechungsräume bieten flexible Lösungen. Im Katastrophenfall können so auch größere Räumlichkeiten für die ehrenamtlichen Führungskräfte der Bereitschaften sowie hauptamtliche Führungskräfte geschaffen werden. „Der neue Standort bietet unserem DRK-Kreisverband eine optimale Basis für unsere wertvolle Arbeit, um den steigenden Anforderungen in den Bereichen Rettungsdienst, Sozialarbeit und Katastrophenschutz gerecht zu werden“, so Sven Knödler. Mit modernen Arbeitsplätzen und Raumkonzepten werde der Kreisverband als Arbeitgeber noch attraktiver. „Das alles ist ein wichtiger Schritt, um auch in Zukunft qualifizierte Fachkräfte für unser DRK zu gewinnen."
„Ich danke allen beteiligten Firmen und Partnern, vor allem auch der Stadt Waiblingen und hier stellvertretend Oberbürgermeister Sebastian Wolf und Baubürgermeister Dieter Schienmann sowie dem gesamten Team der Stadt für die gute Zusammenarbeit. Ich danke dem Innenministerium und hier auch insbesondere dem Regierungspräsidium Stuttgart für die Unterstützung und Förderung“, erklärte Dr. Richard Sigel abschließend.
„Die AOK und die anderen Krankenkassen haben seit 2015 rund 450 Millionen Euro zusätzlich in den Rettungsdienst von Baden-Württemberg investiert. Zusammen mit dem Landkreis stellen wir eine leistungsfähige Notfallversorgung im Rems-Murr-Kreis auf hohem Niveau sicher. Die neue Integrierte Leitstelle in Waiblingen bietet für die Weiterentwicklung der Leitstellenstruktur im Land gute Voraussetzungen, um künftig möglicherweise auch größer zu denken und zu disponieren“, sagte Michael Augustin, Leiter Geschäftsbereich Versorgung bei der AOK Ludwigsburg-Rems-Murr.
Waiblingens Oberbürgermeister Sebastian Wolf: „Der Neubau des DRK-Kreisverbands ist ein zukunftsweisendes Infrastrukturprojekt für das Rote Kreuz, aber auch für unsere Stadt und die gesamte Region. Die Bürgerinnen und Bürger werden von der modernen Rettungswache und der integrierten Leitstelle profitieren. Die Kreisstadt Waiblingen hat die planerischen Voraussetzungen für den Neubau geschaffen und begleitet das Vorhaben in enger Abstimmung mit dem DRK und dem Landkreis. Mit dem Spatenstich wird nun nach einer intensiven Vorbereitungsphase der Startschuss für die Bauarbeiten gegeben. Zu diesem mutigen Schritt für eine moderne Notfallversorgung beglückwünschen wir alle Beteiligten.“
Michael Bopp, Niederlassungsleitung Stuttgart von Peter Gross Bau: „Der Spatenstich markiert den Beginn eines anspruchsvollen und zugleich notwendigen Neubaus, um die kritische Infrastruktur im Rems-Murr-Kreis ebenso wie in Waiblingen weiter zu stärken. Gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz und der gesamten Blaulichtfamilie errichten wir nicht nur ein neues Gebäude, sondern schaffen einen Ort, der Leben rettet, Hilfe leistet und den Zusammenhalt stärkt. Es erfüllt uns mit Stolz, diesen Meilenstein als Partner baulich mitgestalten zu dürfen.“
Rückblick:
Seit den späten 2000er Jahren ist der DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V. auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück gewesen, um seine Immobilienpläne realisieren zu können und insbesondere die Rettungswache Waiblingen und die Integrierte Leitstelle nach heutigen Anforderungen auszugestalten. Es gab zwischenzeitlich auch Pläne, die Geschäftsstelle zu sanieren und ein zusätzliches Stockwert auf die Garagen zu setzen.
Vor etwa fünf Jahren gelang es dem Landkreis, eine Liegenschaft des Landes Baden-Württemberg zu erwerben. Nach enger Abstimmung mit der Stadt Waiblingen kann es für die Entwicklung des DRK-Kreisverbandes genutzt und im Wege eines Erbbaupachtvertrages dem Kreisverband zur Verfügung gestellt werden.
Bereits ab Ende 2020 wurden die bauvorbereitenden Maßnahmen wie die Rodungsarbeiten sowie die Suche und Schaffung von Ausgleichsflächen, der Rückbau der am Grundstück vorhandenen Hütten sowie der artenschutzrechtlichen Maßnahmen zur Eidechsenumsiedelung zwischen dem DRK, dem Landkreis, der Kreisbaugruppe und der beauftragten Projektsteuerung PSB Wasner abgestimmt und termingerecht umgesetzt.
Parallel wurde ein europaweites Partnering-Verfahren veröffentlicht - mit welchem sowohl die Planungs- als auch Bauleistungen kombiniert ausgeschrieben und vergeben werden. Hierbei erhielt Peter Gross in Zusammenarbeit mit den BFK Architekten den Zuschlag für die Planung und baulichen Umsetzung des Bauvorhabens. Betreut wurde das Ausschreibungsverfahren vertrags- und vergaberechtlich durch die Kanzlei Menold Bezler und die immobilientechnische Betreuung durch die Projektsteuerung PSB Wasner, welche das DRK auch bei der Projektumsetzung in der Funktion der Projektsteuerung begleitet.
Seit Mitte April finden Erdarbeiten statt. In den nächsten Wochen werden insgesamt rund 9000 Kubikmeter Erde abgetragen. Das entspricht rund 750 Lkw-Ladungen. Die nächsten Monate prägen daher Baufahrzeuge das Bild am neuen DRK-Zentrum, bis dann 2027 Rettungsfahrzeuge etc. dort ausdrücken.
Partner und Förderer:
Regierungspräsidium Stuttgart
Innenministerium Baden-Württemberg
Rems-Murr-Kreis
AOK-Gesundheitskasse, VdeK und weitere
Stadt Waiblingen
PSB Wasner
Menold Bezler
Kreisparkasse Waiblingen
Peter Gross Bau
BFK architekten
S2 Architekten | K.-H. Single | Freier Architekt BDA
Accellonet
BBQS Engineering GmbH
BSP - BRANDSCHUTZPARTNER
CEP Gebäudetechnik GmbH
IB Matthias Maut Gesellschaft für Bauwesen mbH
IB Dr. Schäcke + Bayer GmbH
matrix ingenieure GmbH
wh-p GmbH Beratende Ingenieure